Alt- und Totholzkonzept im Hemminger Wald

In der letzten Sitzung des Gemeinderats erläuterten Herr Feldmann vom staatlichen Forstamt sowie Revierförster Frank das Alt- und Totholzkonzept des Landes Baden-Württemberg.

Es setzt sich aus zwei Säulen zusammen: Habitatbäume oder –gruppen einerseits und Waldrefugien andererseits. Dieses Konzept soll die biologische Vielfalt im Wald sichern und naturschutzrechtliche Bestimmungen wie das Tötungs- und Störungsverbot und den Schutz von Fortpflanzungs- und Ruhestätten erfüllen.

Habitatbäume sind Bäume mit Spechthöhlen, die auch Fledermäusen als Unterschlupf dienen können, Bäume mit Horsten, Bäume, die seltenen Insekten Nahrungsquelle und Unterschlupf bieten oder besonders alte Bäume. Diese Bäume werden sichtbar gekennzeichnet und kartographisch erfasst. Danach werden sie aus der Bewirtschaftung genommen, der natürlichen Alterung und dem anschließenden Zerfall als liegendes Totholz überlassen.

Es sollen pro 3 Hektar Wald 1 Habitatbaumgruppe ausgewiesen werden. Bei einer Waldfläche in Hemmingen von 146 Hektar sind das ca. 50 Habitatbaumgruppen.Habitatbäume

Die zweite Säule des Alt- und Totholzkonzepts sind so genannte Waldrefugien: zusammenhängende Waldstücke, die mindestens 1 Hektar groß sind. Diese werden dauerhaft aus der Bewirtschaftung herausgenommen und dürfen dann nicht mehr betreten werden – Naturparks im Kleinformat.

Hemmingen besitzt Wald auf sehr guten Böden, laut Aussage von Revierförster Frank mit die besten in Baden-Württemberg. Darum sind die Bäume, besonders die Eichen und Buchen in unserem Wald sehr hochwertig. Dass gerade solche Gunststandorte nicht mehr genutzt werden sollen, ist schon problematisch.

Ein weiterer Aspekt ist die Arbeits- und Verkehrssicherheit für Waldarbeiter und Fußgänger. Sich selbst überlassene Bäume sollten einen Sicherheitsabstand von 2 Baumlängen von Wegen entfernt sein. Da der Hemminger Wald von einem engmaschigen Wegenetz durchzogen wird, ist dies nur schwer realisierbar. Da wir außerdem den wirtschaftlichen Nutzen im Auge behalten müssen, wird es nicht so einfach sein, Waldrefugien auszuweisen.

Der Gemeinderat hat beschlossen, zunächst nur Habitatbaumgruppen auszuweisen. Da Revierförster Frank schon immer Wert darauf gelegt hat, dass solche Bäume nicht gefällt werden, ist die Einführung von Habitatgruppen keine große Neuerung. Über die Einführung von Waldrefugien soll erst im Zusammenhang mit dem nächsten Forstwirtschaftsplan (2017 – 2026) entschieden werden. Dann wird man ökonomische und ökologische Aspekte abwägen müssen.

Für die Fraktion der Wähler

Günter Ramsaier

 


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