„Kommunale Kinderbetreuung“ – eine schwierige Entscheidung mit vielen Unbekannten

Als der Gemeinderat am 22.11.2005 den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Hälde“ fasste, geschah dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, rückläufigen Bevölkerungszahlen entgegen zu wirken, um die kommunalen Betreuungs- und Infrastruktureinrichtungen auch künftig sinnvoll auszulasten. Mit Entstehung der Hälde sollte vor allem die Auslastung der bestehenden vier Kinderbetreuungseinrichtungen sichergestellt werden.

Nun schreiben wir das Jahr 2015 – endlich sind die Bagger angerollt – die Erschließung ist in vollem Gange und voraussichtlich Ende des Jahres kann der Bau der ersten Häuser beginnen.

Doch stand die Welt zwischenzeitlich nicht still. Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung trieben die Politik an Frauen früher in die Arbeitswelt zurückzuholen. Dies wiederum führte zu einem kompletten Wandel in der Kinderbetreuung: Anrecht auf einen Kindergartenplatz für 1-Jährige, Ganztagsbetreuung (mit flexiblen Zeiten), usw.
Mit dem Angebot dieser Plätze werden diese nun auch zunehmend nachgefragt – fließen also in die Familien- und Lebensplanung mit ein.

Das stellt uns nun vor das Problem, dass unsere Betreuungseinrichtungen ausgelastet sind. Nicht dadurch, dass sich die Anzahl der Kinder unvorhergesehen sprunghaft nach oben verändert hätte – sondern durch die veränderte Nachfrage der Betreuungszeiten!

In der Hälde werden ca. 220 neue Wohneinheiten (durch ca. 115 Wohngebäude) entstehen. Die 50 gemeindeeigenen Grundstücke wurden vorrangig an Familien mit Kindern verkauft. Von wem die restlichen 170 Wohneinheiten bezogen werden lässt sich nur vermuten. Die Gemeinde steht nun vor dem Dilemma der Bedarfsplanung. Denn sind die Häuser bezogen – ist auch die sofortige Nachfrage da, sofern betreuungsbedürftige Kinder (bis 6 Jahre) im Haushalt leben. Die Betreuungsplätze sind gesetzlich garantiert und was eine Nichterfüllung nach sich ziehen kann, hat ein erstes Urteil in Stuttgart gezeigt. Dies veranlasste die Gemeinde eine Bedarfsanalyse einzuholen. Diese geht davon aus, dass die meisten Wohneinheiten in Wohneigentum gebaut werden, d.h. man rechnet mit einem sprunghaften Anstieg junger Familien, die überwiegend langfristig wohnen bleiben. Das Gutachten geht von einem Höhepunkt der Betreuungsnachfrage in den Jahren 2017/2018 (rein rechnerisch drei zusätzliche Kindergarten- und zwei zusätzliche KiTa-Gruppen für die Hälde) und von einem zusätzlichen Bedarf von zwei Kindergarten- und einer KiTa-Gruppe in den Jahren 2019 – 2020 aus. Ein zusätzlicher Bedarf von zwei Gruppen für ganz Hemmingen über 2025 hinaus wird durch die Verjüngung der Wohngebiete Schauchert und Wohngut Schlosspark vorausgesagt.

Nach Abschluss der ausgiebigen Vorberatungen hat der Gemeinderat in der letzten Sitzung den Neubau einer 4-gruppigen Betreuungseinrichtung in der Laurentiusstraße und dem zeitgleichen Bau einer 3-gruppigen Kinderbetreuungseinrichtung in der Hälde beschlossen.

Der Neubau in der Laurentiusstraße wird zuerst die KiTa Schlosspark entlasten und helfen den prognostizieren Höhepunkt der Betreuungsnachfrage der Hälde abzufangen. Mit Abflachen dieses Höhepunktes wird die in die Jahre gekommene KiTa Schlosspark aufgelassen und schafft somit Raum für eine mögliche Erweiterung des Kleeblatt-Pflegeheims. Zusammen mit der 3-gruppigen Einrichtung in der Hälde werden die heutigen fünf Gruppen der Kita Schlosspark durch sieben Gruppen ersetzt. Somit decken wir den künftig erhöhten Betreuungsbedarf von zusätzlichen zwei Gruppen über 2025 hinaus für ganz Hemmingen.

Während der Neubau in der Laurentiusstraße unstrittig war, sorgte der endgültige Standort der 3-gruppigen Einrichtung für viel Diskussion.

Warum wir uns für den Bau in der Hälde entschieden haben:
Durch den Bau im westlichen Teil der Hälde wird für eine ausgewogene gleichmäßige Verteilung der dezentralen Betreuungseinrichtungen über ganz Hemmingen gesorgt. Kindergärten
Außerdem sehen wir keine andere geeignete Fläche für den Bau einer Betreuungseinrichtung, und die Zeit drängt zum Handeln.
Ein großer Streitpunkt bestand darin, ob nach 2025 überhaupt noch Bedarf in der Hälde besteht. Wir sind der Meinung ja, aber zugegeben, ist alles nur Spekulation – bei den Gegnern aber auch.
Doch allem voran halten wir es für wichtig eine Betreuungseinrichtung in zumutbar fußläufiger Entfernung und vor allem im Wohngebiet Hälde, insbesondere aufgrund der Lage, anzubieten. Die Lage der Hälde und ihre verkehrsmäßige Anbindung zieht unweigerlich eine zusätzliche (erhebliche) Verkehrsbelastung im Ortskern nach sich, wenn sich – wovon wir leider ausgehen müssen – berufstätige Eltern mit dem Auto in der Hauptverkehrszeit durch den Ort – bzw. Ortskern quälen müssen (auf die prekäre Parkplatzsituation wollen wir hier gar nicht näher eingehen), um ihre Kinder vor der Arbeit in der Betreuungseinrichtung abzuliefern – um sich danach, meist wieder die Hälde passierend, auf den Weg zur Arbeit zu machen. Zugegeben, ganz werden wir das, vor allem während des Höhepunktes des Betreuungsbedarfs, nie abwenden können – aber jede nicht angetretene Autofahrt durch den verkehrsgeplagten Ortskern ist ein Gewinn für die Anwohner.

Für die Freien Wähler

Sabine Waldenmaier

 


Kommentar schreiben

Mit dem Nutzen des Kommentarbereiches erklären Sie sich mit der Datenschutzerklärung einverstanden.


Kommentar



Termine